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(Produktion 1988)

Tanztheater Susanne Hajdu - Produktion 1988 - Antigone 2000

Choreographie u. Inszenierung : Susanne Hajdu
Tanz: Mona May, Susanne Hajdu
Mitwirkende: Margit Tanzmeister
Klavier und Komposition: Adriane Muttenthaler
Licht: Silvia Auer
Toncollage: Susanne Hajdu
Tontechnik: Brigitta Ehrenfreund, Marlene Konyen
Organisation: Maria Amschl

Aufführungsorte: Museum Moderner Kunst Wien Palais Liechtenstein, Catania Sizilien

Sophokles (442 ? v. Chr.)
Creon wird nach dem Tod des Brüderpaares Eteokles und Polyneikes König von Theben. Während für Eteokles ein prunkvolles Begräbnis angeordnet wird, soll Polyneikes Leichnam vor den Toren Thebens verwesen: Unter Androhung der Todesstrafe wird Polyneikes die letzte Würde versagt, denn er gilt als Verräter.
Antigone, Tochter des Ödipus und Nichte Creons, versucht ihre Schwester als Helferin für die verbotene Tat zu gewinnen, doch Ismene lehnt ab: "... Wir müssen einsehn, daß wir Frauen sind, mit Männern uns zu messen nicht bestimmt...".
Antigone verstößt gegen das Gesetz des Königs, gegen die Überzeugung der geliebten Schwester und begräbt ihren Bruder wie die Menschlichkeit es ihr befiehlt.
Nun sind ihr Creons Zorn ("... Drum gilt's das Ordnung-Schaffende zu schützen und ja nicht einem Weibe sich zu beugen! Wenn's sein muss, besser, mich verdrängt ein Mann, dann heisst es nicht, ich lasse Weiber herrschen...") und die Todesstrafe sicher.

Jean Anouilh Uraufführung 1944
Eine Tragödie in der Alltagssprache und -kleidung des 20. Jhd., die "wie von selbstabläuft". Hier die götterlose Welt, Creon als Vertreter der Staatsraison und Antigone, die Staatsraison und das persönliche kleine Glück in Frage stellt.
"Das kleine Glück" wäre doch lebbar, nur widerrufen soll sie, sie sei es nicht gewesen die, die Wächter gefasst hätten. Antigone lehnt den Kompromiss ab: "... Ihr ekelt mich an mit eurem Gläck, mit eurem Leben, das man lieben soll, um jeden Preis, wie Hunde seid ihr, die alles, was sie finden, belecken... dieses kleine Alltagsglück, wenn man nicht zu anspruchsvoll ist... ich will alles, sofort oder ich lehne ab."
Als Sieg der Staatsraison über die Freiheit ausgelegt, wird das Stück 1944 aufgeführt. Doch gibt es Schwierigkeiten mit der Zensur, das Stück soll abgesetzt werden. Bald gilt Antigone als Resistance-Drama... Antigone als Symbol der Widerstandsbewegung...

Antigone 2000
Eine Synthese aus diesen Figuren, ihre Verdopplung und Vervielfachung. Sie wird noch einmal zu einem Objekt der Zeitlaufs. Nicht Götter noch Könige sind es, die ihr Grenzen setzen, sondern unübersehbare Dimensionen von technischer Kontrolle und vollzogener Zivilisation.
Die patriarchale Struktur ist geschlossen, sowie die Spaltung in eine 1. und 3. Welt.
Antigone begegnet ihrer Computerzukunft mit einem Zug von Ironie und sparsamen Traumvisionen nach menschlichen Berührungen.
Es ist das Klavier, das uns erzählt, daß sie (Antigone, die das alles nicht will) sich entfernt von uns, die heute abend nicht zu sterben brauchen...
(qu'elle s'éloigne de nous qui n'avons pas à mourir ce soir)