K A R L S P L A T Z (Messepalast)
Metamorphosen verkommener Frauen

(Produktion 1992)

Tanztheater Susanne Hajdu - Produktion Karlsplatz 1992

Künstlerische Leitung und Choreographie: Susanne Hajdu
Organisatorische Leitung: Maria Amschl
Tanz: Friederike Hörandl, Karin Cucera, Susanne Hajdu, Ina Ritter, Susanne Srednik
Bewegungsschauspiel: Evelyn Roboz
Musikerinnen: Cordula Bösze (Saxophon), Andrea Mikulitsch (Kontrabass)
Licht: Sandra Hirtl, Irene Krassnitzer
Kostüme: Evelyn Roboz, Ulrike Seifert
Mitwirkung: Jeanne Bliss, Barbara Pulpitel, Sabine Reitmayer, Kathi Haid, Theodora Maniakos, Barbara Peschke, Ulrike Rohrhofer
Aufführungsorte: Messepalast Halle 3 Wien , Théâtre de Ranelagh, Paris (Einladung des österr. Kulturinstituts)

Das Stück stellt eine assoziative Verbindung her zwischen einer sich im Untergrund ausbreitenden Macht, den Ratten, - der Pest als definitiver Gesellschaftskatastrophe (wie sie Camus beschreibt) - und dem Karlsplatz als Sammelpunkt von Drogensüchtigen, Sandlern und Grenzgehern in Wien.

Spielort ist eine längliche Halle die von einem "Bullauge" begrenzt ist und für den Zuseher den Blick auf einen ununterbrochenen Menschenstrom auf dem Weg in die U-Bahnstation freimacht. Aus allen Ecken kriechen die Rättinnen und ein von maschinenähnlichen Klängen gejagter Tanz setzt ein: grosse, gesprungene Attituden, schnelle Drehbewegungen, synchrone und solistische Abläufe, heftige Stürze im Spitzenschuh.... unbeirrt in mitten von alledem installiert sich eine Sandlerin umgeben von dutzenden Plastiksackerln mit ihren Habseligkeiten und beginnt ihre Tagesprozedur: sie kämmt ihr Haar, beschimpft ihre Umgebung, widmet sich ihrem Brot mit Bier und singt russische Volksweisen......

Die Ratten, roboterähnliche Gestalten, kalt, klug, organisiert verwandeln sich in Traumszenerien in "richtige Frauen" zurück: die zugerichtete Erinnerung ... eine dieser Frauen wickelt ein endloses gelbes Plastikband um ihren Körper....

Die sich in frühere Menschen zurückverwandelnden Ratten verbildlichen das Bewußtsein der Vergänglichkeit des Menschenwerks, worauf Textpassagen aus Günther Grass "Die Rättin" verweisen.

Schließlich sind es nur mehr die Ratten, die den Raum bevölkern und sich im düster nebeligen Raum in die Ecken verkriechen.... allein die Sandlerin ist Zeugin während sie umständlich mit ihren Habseligkeiten einige Meter weiterzieht...