Das
Stück ist inspiriert durch den zweihundersten Todestag
Mozarts und durch das Buch Fania Fénelon „Das
Mädchenorchester in Auschwitz". Dieses Orchester
bestand aus - zum größten Teil jüdischen -
KZ-Insassinnen und hatte die Doppelfunktion die Arbeitskolonnen
durch Marschmusik aufzumuntern und die SS durch klassische
Musik zu unterhalten. Das Stück versucht fast unerträgliche
Widersprüche zu gestalten: Musik zu spielen für
die, die das Leben zerstören, um das eigene Leben zumindest
vorübergehend zu retten und ihnen die Rechtfertigung
zu liefern, daß sie, die Mörder, doch zugleich
Kulturmenschen sind.......
Die Musik
wird zur emotionalen Sicherung der größten Unmenschlichkeit.
Auf der einen Seite steht die "Kultur" unmenschlich
in ihrer affirmativen Funktion, aber auch Erinnerung an ein
anderes Leben, auf der anderen Seite die nackte Aufgabe "ein
Mensch zu bleiben" die geringen Möglichkeiten einer
Solidarität, die da und dort ein Leben von vielen retten
kann. (Leander Kaiser)
Klavierkonzert
und Kammermusik in einem stillen großen Raum. Eine strenge
Frau im farblosen Kostüm dirigiert und durchmisst prüfend
die Fläche die zugleich als Bewegungsfeld für drei
Tänzerinnen dient --- Tanzsequenzen, die zum Publikum
durchgehend durch einen Stacheldrahtzaun getrennt sind.
Langsam erzählt eine immer wieder brüchige Stimme
vom Alltag in Birkenau.
Eine grosse mozertante Figur wandelt wiederholt an der Wand
entlang bis sie schließlich zur Arie der Königin
der Nacht in ihrem wallenden blauen Gewand verschwindet.
Das lyrisch stille Tanzvokabular wird von heftigen Bewegungselementen
begleitet von einer lauten Kriegsvision mit american voices.
Schlagen und Schütteln der Körper .
April 1945 oder jetzt? eine nach der anderen verläßt
den Saal.
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